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Sind wir als Eltern die Menschen, die wir sein wollen?

  • Writer: Matthew
    Matthew
  • Sep 7
  • 2 min read

SZ-Artikel von Saralisa Volm vom 8. August 2025
SZ-Artikel von Saralisa Volm vom 8. August 2025

„Aber wen lernen die Kinder dann als Eltern kennen? Einen selbst, oder die Version, von der man denkt, sie wäre kinderkompatibel?“


Dieser Artikel von Saralisa Volm in der Süddeutschen Zeitung (€) hat bei mir einen Nerv getroffen: Wen lernen eigentlich meine Kinder als Vater kennen?


Nach vielen Jahren schlafloser Nächte, Krankheiten, Kita-Routine, Wutanfälle – und natürlich die unzähligen schönen Momente auch – nach dem ganzen Werdegang als Elternteil, also fragte ich mich: Wie viel bleibt noch von „mir selbst“ übrig?


Ich schickte den Artikel einem Freund von mir, der mir regelmäßig vom Spielplatz aus lange, nachdenkliche Sprachnachrichten schickt. Ihm gefiel der Artikel auch, allerdings bezweifelte er, dass es überhaupt möglich sei, diese kinderkompatible „Version“ von sich von einem vermeintlich wahren Ich zu unterscheiden.


Vielleicht nicht. Aber ich glaube schon, dass wir Eltern manchmal einen zu engen Elternbegriff verwenden.Die Frage ist, warum?Weil wir Selbstaufopferung mit Liebe verwechseln? Weil es einfacher ist? Weil wir Angst davor haben, zu merken, dass uns das Elternsein doch nicht so viel Spaß macht, wie wir uns das einbilden?


An anderer Stelle im Artikel spricht Volm vom „Kinderhass“ Deutschlands und sieht darin einen Grund für die schwindende Geburtsrate. Für sie ist das die zentrale Erklärung für diesen zu engen Elternbegriff: weil die Gesellschaft uns ihn aufoktroyiert.


Wahrscheinlich hat der Artikel bei mir vor allem einen Nerv getroffen, weil Tanzengehen genau das ist, was ich als Elternteil gerne öfter machen würde, und es ist so was von nicht kinderkompatibel.


Es ist schwer mit dem Ratgeben. Verschiedene Leute brauchen unterschiedliche Ratschläge. Und dass die gleiche Person verschiedene Ratschläge zu unterschiedlichen Zeitpunkten braucht, macht die Sache auch nicht leichter.


In meiner letzten Podcastfolge habe ich kinderkompatible Hobbys gelobt, weil sie Gleichberechtigung fördern würden. Aber manchmal sind die Dinge, die man machen will, nicht mit (Klein-)Kind machbar. Das ist in Ordnung. Machen willst du die Dinge aber trotzdem.


Volm löst den Knoten der Kinderkompatibilität in ihrem Artikel auf hervorragende Weise: Ihr ältestes Kind ist nun 16 und kann mit ihr aufs Festival. Und sogar mit in den Moshpit. Wenn man seine eigenen Bedürfnisse quasi trotz Elterndasein befriedigt, kann es sehr gut sein, dass sie von den Kindern irgendwann geteilt werden. Und zwar nicht wegen Druck oder irgendwelcher vom Kind wahrgenommenen Erwartungen, sondern aus freien Stücken.


Wie immer ist es schwer, (cis-)Männern feministische Impulse zu geben. Denn meistens sind es die falschen Ratschläge, und das Risiko besteht, patriarchalische Handlungsmuster zu legitimieren. Ich kenne aber einige, denen Volms Anregungen hilfreich sein könnten.

 
 
 

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